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Elske Rosenfeld (geb. 1974 in Halle (Saale), lebt in Berlin) folgt mit ihrer Installation einem kreisförmigen Pfad durch die Unruhen und Umwälzungen von 1989/90 und erkundet, in der Zeit vor und zurückspringend, das Wesen von Revolte und Revolution. Ein Video zeigt zwei Freundinnen in Kairo, die 2012 – ein Jahr nach Beginn des Aufstands – den Tahrir-Platz umkreisen. Nach einer Revolution ist alles anders, und doch kann es sich anfühlen wie zuvor, als stecke man in einer Zeitschleife. Es folgen Videos, die am 9. Oktober 1989 von Überwachungskameras der Staatssicherheit auf dem halleschen Marktplatz aufgenommen wurden. Die damals 15-jährige Künstlerin fuhr in einer Straßenbahn über den Platz, traute sich aber nicht auszusteigen. Eine Diashow zeigt Aufnahmen von 1989 bis 2011 und verwebt revolutionäre Gesten, Tänze und Geometrien. Sie tritt mit ausgewählten Werken des Kunstmuseums Moritzburg in Dialog, die als Teil der Installation präsentiert werden. Das Archive of Gestures hält die in die Körper eingeschriebene Erfahrung eines wirkmächtigen, aber nicht vollendeten Emanzipationsmoments fest – und sprengt damit die gängige Erzählung vom „Fall der Mauer“.
Archive of Gestures: Circling (Archiv der Gesten: Kreisen), Elske Rosenfeld
2022–2025