Inspiriert von den heutigen Initiativen, Stadtteilen und Menschen in Halle (Saale) aber auch vom historischen Salzhandel, verweben Collectif MASI die Stadt durch ein weißes Band. Gleichzeitig erinnert es daran, dass Formulierungen wie „dass wir frei sind und sein wollen“ aus den zwölf Artikeln der Bauernschaft nur aus einer Gemeinschaft an Individuen entstehen. Der Kampf gegen Unterdrückung und für gemeinsamen Wohlstand eint ein Wealth Acknowledgement für Halle aus einem Workshop mit Vishnu Vardhani Rajan und das gemeinsame Essen der von Åsa Sonjasdotter und Daniela Zambrano Almidón im Hof der Moritzburg angebauten Andenkartoffeln. KDM Königin der Macht ruft mit einer poetischen Lecture-Performance zum Aufstand der Erinnerung auf. Ihre feministische Lesart des Bauernkriegs eröffnet neue Perspektiven auf eine planetarische Zukunft. Odetes Sound- und DJ-Performance beginnt mit Bauern, die sich als Teil einer anderen Schicht ausgaben, und betrachtet Verkleidungen als Möglichkeit, Hierarchien zu überwinden – hin zur planetarischen Freiheit.
Workshops zur Vorbereitung der Performances fanden in Kooperation mit und BBZ lebensart e.V., krimZkrams Halle, MitMischen e.V., Passage13 und WELCOME-Treff statt. Die Veranstaltung ist Teil der Pride Weeks Halle.
18:00 Collectif MASI: The Salt Inside Us [Das Salz in uns] – partizipative Performance im Stadtgebiet
(Treffpunkt: Mühlgrabenufer unter der Klausbrücke, Ecke Robert-Franz-Ring/Mansfelder Str.)
19:00 Papitas Tarpuy-cha – Earthing Potatoes. Teil 2: Die Mahlzeit von Åsa Sonjasdotter und Daniela Zambrano Almidón, mit im Hof der Moritzburg angebauten Andenkartoffeln.
20:00 Performance von Vishnu Vardhani Rajan
20:15 Performance von KDM Königin der Macht
21:00 Performance & DJ-Set von Odete
18:00
Treffpunkt: Mühlgrabenufer unter der Klausbrücke, Ecke Robert-Franz-Ring/Mansfelder Str.
Collectif MASI: The Salt Inside Us [Das Salz in uns]
Jahrhundertelang schenkte das Wasser den Bewohner:innen von Halle (Saale) das Salz – das ‚weiße Gold‘. Es wurde aus dem Wasser geschöpft und herausgelöst. Kollektiv stellt die Performance diesen historischen Prozess symbolisch nach – mit einer Wendung: Das Wasser enthält kein Salz, das Salz liegt in uns selbst. An der alten Mühle, wo das Wasser einst Weizenkörner zu Mehl verwandelte, kommen daher Spiegel zum Einsatz. Lokale Akteur:innen tragen bei der Performance mit selbstgemachten Handschuhen ein weißes Tuch als gemeinsames Gefäß für das Salz. Unterwegs wird dieses Tuch immer kompakter, wodurch wir uns einander beim Gang entlang des Mühlgrabens, zwischen Klaus- und Burgbrücke, annähern. Am Ende entsteht aus Stoff und Spiegeln, gesammelt durch viele einzelne Gesten, die zu kollektiver Kraft werden, ein Berg aus weißem Gold – auf der Brücke vor dem Kunstmuseum Moritzburg.
Das Collectif MASI wurde 2018 gegründet von Madlen Anipistaki, Architektin und urbane Szenografin (Paris-Malaquais), und Simon Riedler, Soziologe mit Schwerpunkt internationale Migration und interethnische Beziehungen (Paris-Diderot). MASI arbeitet mit sozialer Skulptur im öffentlichen Raum sowie mit Archiv-Arbeiten im Ausstellungsraum. In Frankreich präsentierte MASI u. a. bei den Ateliers Médicis (2020), dem Salon de Montrouge (2023) und der Villa Belleville (2024) sowie für die Nuit Blanche in Paris (2024). In Athen erhielt MASI den SNF ARTWORKS-Preis und nahm 2023 an der Europäischen Kulturhauptstadt Eleusis teil.
19:00
Ort: Innenhof, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
Åsa Sonjasdotter und Daniela Zambrano Almidón: Papitas Tarpuy-cha – Earthing Potatoes. Die Mahlzeit
20:00
Vishnu Vardhani Rajan
Vishnu Vardhani Rajans Performance ist ein poetischer, humorvoll überzogener Vortrag – als Kommentar zu Klassenzugehörigkeit und ungefilterten Emotionen. Durchzogen von Telugu-Popsongs und westlichen Einflüssen, durchwoben mit Echos der Nachkriegsproteste und dem Überlebenskampf ohne Geld fragt sie: Wie erwartet die indische Popkultur, dass wir auf Reiche blicken?
Vishnu Vardhani Rajan ist Körperphilosoph:in und Performer:in, geboren in Hyderabad und wohnhaft in Helsinki. Eine verbundene Identität: multidisziplinäre Praktiken, die Verbindungen zwischen Kunst, Wissenschaft, Hexenkunst, Geschichte und Kulturen herstellen, prägen deren Schaffen. Vishnu erforscht Scham durch Tanz, Schauspiel und Stand-up-Comedy. Deren Kunstfigur Vamp Master Brown ist der erste indische Drag King in Finnland.
20:15
Königin der Macht: *Witches and other Planetary Bitches***
Zum 500-jährigen Gedenken an die Deutschen Bauernkriege erhebt sich die Royal-Rapperin KDM Königin der Macht, gekrönt vom Staub der Feder, und lädt ein zu einer performativen und feministischen Gegenlesung der Geschichte. Zwischen brodelnden Hexenfeuern und Monokultur, zwischen Revolte und Verantwortung eröffnet KDM die Bühne für den Aufstand der Erinnerung – eine Erinnerung daran, wer Geschichte spricht, sie trägt oder verloren hat.
Myassa Kraitt ist Performancekünstlerin, Rapperin, Regisseurin und Sozialanthropologin. Ihre Arbeiten thematisieren direkte und indirekte Formen von Gewalt: Epistemizide, Kolonialität, Patriarchat und Nekropolitik sowie antidiskriminierende künstlerische Praktiken. In ihrem multidisziplinären Rap-Projekt KDM – Königin der Macht verbindet sie Rap und Performance, um queer-feministische sowie anti-/dekoloniale Diskurse auf Musikbühnen zu eröffnen. Derzeit leitet sie die Digitale Bühne GL!TCH4 am DSCHUNGEL WIEN – Theaterhaus für junges Publikum, arbeitet an der Serie Epistemic Rupture im Schnittfeld von Kunst und Wissenschaft und ist Vorstandsmitglied der WIENWOCHE – Festival für Kunst und Aktivismus.
21:00
Odete
Die Ränder eines sozialen Systems sind oft der Nährboden für Revolution. Von Werwölfen über Hofnarren bis zu Homosexuellen gibt es eine reiche Geschichte von Klassenverrätern, die mit sozialen Hierarchien spielten und so den Untergang ihrer Gegenwart einleiteten. Odete bringt diese Geschichte in eine Klanglandschaft, ein Lecture-DJ-Set, das Theorie wieder spielerisch machen will.
Odete arbeitet zwischen Performance, Text, Bildender Kunst und Musik. Ihr Werk kreist um historiografisches Schreiben und nutzt Erotik und Paranoia als körperliche Zugänge zu Archivmaterialien. Sie schreibt mit und durch ihren Körper, spekuliert Biografien historischer Figuren über epikuräische Freuden: Mode, Persönlichkeit, Ausstrahlung, Duft, Anmut, Sensibilität. Sie bezeichnet sich als Bastardtochter Luzifers, in der Tradition mittelalterlicher Teufelspakte zur Transformation geschlechtlicher Körper. Zuletzt erforschte sie Verbindungen zwischen ‚verweiblichten‘ Geschichten – von den barocken Kastraten bis zu Dandys des 19. Jahrhunderts.